Geschichte der Stadtkapelle „D’Riaser“ Oettingen e.V.
Oettinger Stadtmusiker gibt es seit mehreren Jahrhunderten. 1514 wirkten mindestens sieben berufsmäßige Musiker in der Stadt Oettingen, darunter zwei Pfeifer, zwei Trompeter und ein Geiger. Im 17. Jahrhundert werden drei Stellen für Stadtmusikanten genannt. Sie spielten bei Hoffesten, in Kirchen und zum Tanz. 1718 sparte die Stadt eine Stelle ein. 1871 ging der Stellenabbau weiter. Jetzt gab es nur noch einen Stadtmusiker. Waren bis dahin die in einer Lehre ausgebildeten Musiker üblich, brachte die Zeit um 1815 starke Veränderungen mit sich. Blechblasinstrumente wurden entwickelt und Blaskapellen entstanden. 1823 bildete sich auch in Oettingen eine Kapelle mit sogenannten „Blechbläsern“. Unter dem letzten Stadtmusikanten Ludwig Bahle, der 1902 seine Stelle angetreten hatte, gab es eine Blaskapelle in Rieser Tracht. Die Wirren der Kriegszeit brachten diese musikalischen Aktivitäten allerdings zum Erliegen.
Nach dem Krieg, im Jahre 1953, fassten sechs begeisterte Musiker den Entschluss, die alte Tradition wieder aufleben zu lassen. Dies waren Eduard Kallweit, Fritz Stöhr, Fritz Birkenzeller, Fritz Preiß, Walter Jung und Horst Handel. Sie gründeten eine Kapelle mit dem Namen „Stadt- und Bezirkstrachtenkapelle D’ Riaser Oettingen e. V.“.
Heute ist die Kapelle kurz als „Stadtkapelle Oettingen“ bekannt. Sie ist seit 1993 Mitglied des Allgäu-Schwäbischen-Musikbundes (ASM), Bezirk 16, Donau-Ries. Seit über 25 Jahren hat die Stadtkapelle auch eine eigene Jugendkapelle zur Ausbildung des musikalischen Nachwuchses. Als Vorstufe zur Jugendkapelle wurde zudem 2005 die Schülerkapelle gegründet. Im Jahr 2022 wurden die Schülerkapelle und die Jugendkapelle wieder zu einer Formation zusammengefasst, um in Folge der COVID-19-Pandemie beim musikalischen Nachwuchs weiterhin eine gute Besetzung und damit auch die Freude am gemeinsamen Musizieren zu fördern. Die musikalische Ausbildung bei der Stadtkapelle Oettingen umfasst heute die musikalische Früherziehung sowie die instrumentale Ausbildung an verschiedensten Instrumenten. Insgesamt hat der Verein derzeit etwa 130 Mitglieder.
Highlights der Vereinsgeschichte bilden stets die Reisen der Musikanten. So reisten sie beispielsweise schon nach New York, wo sie unter anderem an der German-American Steuben-Parade mitwirkten, nach Berlin zur Eröffnung der Grünen Woche sowie nach Haugesund in Norwegen, wo über die Jahre eine Freundschaft mit dem Ungdomskorps Haugesund und der Tiroler Band entstand. Weiterhin pflegt die Stadtkapelle Oettingen eine Freundschaft mit dem Musikverein Willebadessen. An die gegenseitigen Besuche der befreundeten Kapellen erinnern sich die beteiligten Vereinsmitglieder besonders gern.
Bei jährlich rund 30 Auftritten umrahmen die Jugendkapelle und die Stadtkapelle viele große Feste und Feiern in und um Oettingen, z. B. die Oettinger Kirchweih, das Maibaumfest, den Weihnachtsmarkt und den Historischen Markt. Am Historischen Markt nimmt die Stadtkapelle seit vielen Jahren auch mit einem eigenen Lager im Museumshof teil. Ganz besondere Auftritte sind das traditionelle Frühjahrskonzert, bei dem alle Kapellen auftreten, sowie das Kirchenkonzert der Stadtkapelle, das seit 2016 alle zwei Jahre in einer der Oettinger Kirchen stattfindet.
Auch die Kameradschaft im Verein kommt nicht zu kurz. Das Vereinsleben wird z.B. durch gemeinsame Reisen, verschiedenste Ausflüge, Grillfeste, Weinfeste und Weihnachtsfeiern gepflegt.
Chronik der Jugendkapelle Oettingen
Die Initiative zur Gründung der Jugendkapelle ging von Dietmar Kress, dem damaligen Dirigenten der Stadtkapelle Oettingen und Leiter der Berufsfachschule für Musik in Dinkelsbühl, aus. Seit 1992 gab es in Oettingen eine Bläserschule, in der Kinder und Jugendliche in Zusammenarbeit mit der „Rieser Musikschule“ als Musiker eines Spielmannszuges und als Nachwuchs für die Kapellen im Umkreis ausgebildet werden sollten.
Da allerdings durch dieses Modell die angestrebte Verbindung zu den Kapellen nicht entstanden war, stellte Dietmar Kress dem Oettinger Stadtrat im Juli 1993 ein Konzept vor, wie aus dem gerade aufgelösten Spielmannszug die neue Jugendkapelle entstehen und somit die musikalische Jugendarbeit in Oettingen fortgesetzt werden könnte. So wurden die Trommler, Pfeifer und Fanfarenbläser des Spielmannszuges in die Jugendkapelle überführt und an den verschiedenen Holz- und Blechblasinstrumenten ausgebildet. Desweiteren konnten viele musikbegeisterte Jugendliche aus Oettingen und den Ortsteilen für die Ausbildung gewonnen werden. Die Leitung der Jugendkapelle, die der Oettinger Stadtkapelle unterstellt wurde, übernahm Dietmar Kress zunächst selbst. Die Uniformen und die vorhandenen Instrumente des Spielmannszuges wurden den Jugendlichen von der Stadt Oettingen zur Verfügung gestellt.
Gleichzeitig mit der Gründung der Jugendkapelle im September 1993 traten sowohl die Stadtkapelle, als auch die Jugendkapelle dem Bezirk 16 des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes bei. Seitdem nehmen jedes Jahr zahlreiche Jugendliche an den Prüfungen des ASM teil, um die Abzeichen in Bronze, Silber und Gold zu erwerben. Aufgrund der hervorragenden Ausbildung durch unsere qualifizierten Lehrkräfte gehören die Oettinger Musiker regelmäßig zu den besten Prüflingen.
Im Januar 1994 übernahm Hans-Jürgen Waidler den Dirigentenstab bei der Jugendkapelle. 1995 nahm die Jugendkapelle bereits am „Festival der Blasmusik“ gemeinsam mit den Vereinen aus Fremdingen, Maihingen, Marktoffingen, Tapfheim, Wemding und Asbach-Bäumenheim teil. Gespielt wurden die Stücke „Canon of Peace“, „Meet the Flintstones“ und „Ducktales“.
Das erste gemeinsame Frühjahrkonzert mit der Stadtkapelle fand am 20. April 1996 im katholischen Pfarrheim in Oettingen statt. An die ersten Stücke wie „Pomp and Circumstance“, „Stars and Stripes forever“ oder die „Lichtensteiner Polka“ erinnern sich die mittlerweile gestandenen Musikanten auch heute noch gerne zurück. Aufgrund der hohen Besucherzahlen wählte man allerdings schon für das zweite Konzert im Frühjahr 1997 den Oettinger Kronensaal als Veranstaltungsort.
Es folgten viele weitere erfolgreiche Konzerte und die Jugendkapelle wurde durch regelmäßige Auftritte in Oettingen und Umgebung bekannt. So treten die jungen Musikanten jedes Jahr beim Maibaumaufstellen, bei der Kirchweiheröffnung oder beim Weihnachtsmarkt in Oettingen auf. Auch die Bewohner des Seniorenheims und der Johannesheime freuen sich auf die Besuche der Musikkapelle. Aber auch viele Umzüge gehören zum Programm dazu, so z.B. der Messumzug in Nördlingen.
Zum Ende des Schuljahres 2000 verabschiedete sich Hans-Jürgen Waidler von der Jugendkapelle und Dietmar Kress übernahm wiederum den Dirigentenstab.
Im Herbst 2001 ging die Homepage der Jugend- und Stadtkapelle Oettingen online. Unter www.stadtkapelle-oettingen.de erhält man beispielsweise Informationen über die Kapellen und die Jugendausbildung und kann sich Bilder von Auftritten, Ausflügen und Probewochenende ansehen.
Die Jugend- und Stadtkapelle, alias „Oettinger Stadtpfeifer“, beteiligte sich im Mai 2002 zum ersten Mal mit einem großen Lager am Historischen Markt in Oettingen. Hierzu erhielten alle Mitglieder des Vereins passende historische Gewänder. Und auch auf dem Weihnachtsmarkt sind die jungen Musikanten seit 2002 präsent.
Das Jahr 2003 brachte für die Jugendkapelle einige Veränderungen mit sich. Die Jugendlichen erhielten zum Frühjahrskonzert schwarze Westen und Rieser Blauhemden als neue Uniform, um einerseits die traditionelle Rieser Tracht zu erhalten und andererseits das Erscheinungsbild der Jugend- und Stadtkapelle Oettingen zu vereinheitlichen. Außerdem übernahm Thomas Jatzkowski aus Fremdingen im Mai die musikalische Leitung der Jugendkapelle.
Das Frühjahrskonzert im Jahr 2004 fand aus Platzgründen nicht mehr im Kronensaal, sondern zum ersten Mal in der Oettinger Dreifachturnhalle statt.
Im September 2004 wurde die Instrumentalausbildung bei der Jugendkapelle durch die musikalische Früherziehung erweitert. Angeboten werden seitdem verschiedene Programme, um die Kinder mit den musikalischen Grundelementen vertraut zu machen, wie zum Beispiel die „Musikzwerge“ für Kinder von 18 Monaten bis 4 Jahren, die Früherziehung mit „Tina und Tobi“ für Kinder von 4 bis 6 Jahren sowie Blockflötenunterricht und Trommel- und Percussionausbildung für Schulkinder.
Um die Jugendkapelle zu unterstützen und auch in der Zukunft eine erfolgreiche Nachwuchsarbeit zu gewährleisten, wurde im Februar 2006 der Förder- und Freundeskreis der Jugend- und Stadtkapelle gegründet.
Anlässlich des 19. Bezirksmusikfestes in Mönchsdeggingen im Jahr 2007 nahm die Jugendkapelle erstmals am Wertungsspiel des Allgäu-Schwäbischen Musikbundes teil und erhielt die Auszeichnung „mit sehr gutem Erfolg“.
Anlässlich des 15-jährigen Gründungsjubiläums der Jugendkapelle wurde im Jahr 2008 das 20. Bezirksmusikfest des Allgäu-Schwäbischen Musikbunds in Oettingen gefeiert.
Seit Beginn der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020 konnten im Verein bedauerlicherweise weniger Jungmusikantinnen und -musikanten ausgebildet werden als üblich. Um beim musikalischen Nachwuchs eine gute Besetzung und damit auch die Freude am gemeinsamen Musizieren zu fördern, wurde die Jugendkapelle im Jahr 2022 mit der Schülerkapelle zu einer Formation unter dem Namen „Jugendkapelle Oettingen“ zusammengefasst.
Im Jahr 2023 feierte die Jugendkapelle ihr 30-jähriges Jubiläum zusammen mit dem 70-jährigem Jubiläum der Stadtkapelle. Im Museumshof fand deshalb ein Informationsnachmittag zur musikalischen Ausbildung und ein Blasmusikabend mit den Kapellen aus Lehmingen und Dornstadt und zahlreichen Zuschauern statt.